Minervas Töchter lassen sich nicht reinreden

Rebecca Witschel leitet das Lager des MPI für Kohlenforschung

30. August 2023

Sie ist gelernte Chemielaborantin, heute ist sie unter anderem für den Einkauf der Chemikalien zuständig: Rebecca Witschel arbeitet seit 2015 am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung. 

Rebecca Witschel arbeitet seit Juni 2015 im Lager des Instituts und kümmert sich dort – neben vielen anderen Dingen - unter anderem um den Einkauf von Chemikalien. Seit Juni 2023 hat sie offiziell die Leitung des Lagers übernommen.

Was hat Sie hierher geführt? Erzählen Sie uns von Ihrem Weg zur Kohlenforschung!
Rebecca Witschel: Ich habe nach dem Realschulabschluss meine Ausbildung zur Chemielaborantin bei Eon gemacht und habe anschließend bei Bayer in der Pharmaforschung gearbeitet. Mit der Geburt meiner ersten Tochter, das war 2006, bin ich erst einmal in Elternzeit gegangen – die sich wiederum durch die Geburt meiner zweiten Tochter verlängert hat. Nachdem ich zwischenzeitlich als Minijobberin im Bereich Mediengestaltung tätig war, habe ich mich 2015 wieder aktiv nach einer Stelle in meinem eigentlichen Tätigkeitsfeld umgesehen – und bin auf die Kohlenforschung aufmerksam geworden. Damals war eine Stelle im Lager ausgeschrieben. Ich habe mich beworben und bin glücklicherweise angenommen worden.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Rebecca: Ich bin ein sehr strukturierter Mensch, der immer sehr genau plant und eigenverantwortlich handelt. Das kommt mir in meinem Leben als Mutter zweier Töchter, die ich lange allein großgezogen habe, sehr entgegen. Auch hier bei der Arbeit sind diese Eigenschaften ein sehr großer Vorteil, das gefällt mir. Ich mag auch das sehr nette Klima hier im Haus, die freundlichen Kollegen. Und auch wenn man meint, dass hier im Bereich des Lagers vieles routiniert abläuft, so gibt es doch ständig neue Herausforderungen, die wir gemeinsam meistern.

Was sind Ihre beruflichen Ziele?
Rebecca: Ich möchte, gemeinsam mit meinem Team, das Lager für die Zukunft gut aufstellen und die Kommunikation mit den wissenschaftlichen Abteilungen noch weiter vorantreiben. Auch finde ich es wichtig, mit der Zeit zu gehen – also auch bei uns im Lager in Sachen Digitalisierung mitzumischen.

Was war Ihr bisher schwierigster Schritt?
Rebecca: Nach der Trennung von meinem Exmann musste ich mich nach einer festen Stelle umschauen. Das war nicht einfach, denn meine beiden Töchter waren zu der Zeit in der Grundschule und im Kindergarten. In den frühen Morgenstunden und nachmittags eine Betreuung der Kinder zu gewährleisten, war eine Herausforderung, auch finanziell. Aber wir haben das gut hinbekommen, meine Töchter haben mir das sehr einfach gemacht. Und meine Kolleginnen und Kollegen waren sehr verständnisvoll, wenn ich mich mal um die Kinder kümmern musste. Dafür bin ich sehr dankbar.

Wer ist Ihr Vorbild?
Rebecca: Ich war schon immer fasziniert von Elisabeth II, Königin von England. Diese Frau hat bereits in jungen Jahren sehr unvermittelt eine ungeheure Verantwortung stemmen müssen, und hat alles sehr gut gemeistert, von Anfang an. Na klar, niemand ist fehlerfrei, aber ich finde, Elisabeth hat vieles richtig gemacht. Sie hat sich auch unter vielen Männern als junge Frau Respekt erarbeitet. Sie konnte auch anpacken, hat als junge Frau als Automechanikerin gearbeitet. Das hat mir sehr imponiert. Und bei all dem, was sie zu tun hatte, und was um sie herum passiert ist, hat sie immer ihren Humor behalten.

Was raten Sie jungen Mädchen, die sich für eine Stelle in einer wissenschaftlichen Einrichtung interessieren?
Rebecca: Wenn sich Mädchen für Wissenschaft interessieren, sollten sie auf jeden Fall mal in diesen Bereich reinschnuppern. Zum Beispiel in einem Praktikum oder beim Girls‘ Day. Und wenn sie dann feststellen, dass ihnen die Arbeit wirklich Freude macht, sollten sie sich nicht abschrecken lassen – auch nicht, wenn Leute sagen, dass dieser Beruf (Chemie) zu schwer sei. Man darf sich nicht unterkriegen lassen. Und auch wenn es manchmal schwierig ist, muss man sich eben durchbeißen. Ganz wichtig ist aber, dass man sich von niemandem reinreden lässt, sondern seine eigenen Entscheidungen trifft.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Was wäre es?
Rebecca: Ich wünsche mir für meine Familie und mich Gesundheit, denn das ist für mich das höchste Gut im Leben. Das habe ich, vor allem in den letzten Jahren durch einige Vorfälle im engsten Familien- und Bekanntenkreis gelernt!

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