Minervas Töchter brennen für Logistik und Chemie
Warum das Lager für Doreen Stehlik ein Glücksgriff ist und sie sich in die Gleichstellungsarbeit einbringt
Blaue Augen, blonde Haare und eine entwaffnende Freundlichkeit. Doreen Stehlik, die seit März 2023 im Lager arbeitet, werden wohl die meisten Kollegen auf dem Campus kennen. Doreen ist aufgeschlossen und bringt sich gern bei Projekten wie der Nacht der Ausbildung oder dem Girls‘ Day ein. Gemeinsam mit Julia Jacobs bildet sie seit Jahresbeginn das Team Gleichstellung.

Die 24-jährige kam vor zwei Jahren an das Institut, um ihre Leidenschaften - Logistik und Chemie - miteinander zu verbinden. Warum ihre Arbeit ein Glücksfall für sie ist, erzählt sie uns im Minervas-Töchter Interview.
Was hat Dich hierher geführt? Erzähl uns von Deinem Weg zur Kohlenforschung!
Doreen Stehlik: Ich bin über ein paar Umwege in meinem jetzigen Job gelandet. Nach der Schule wollte ich eigentlich Jura studieren. Aber auch Chemie hatte mich immer gereizt und als ich den Studiengang Chemie mit Materialwissenschaften an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg entdeckte, schrieb ich mich kurzerhand ein und zog nach Bonn. Forschung begeisterte mich und ich war mir sicher, ich würde den ganzen Weg gehen und eines Tages als Doktorandin arbeiten. Als ich dann aber in meiner Bachelorarbeit erlebte, dass Forschung oft mit Rückschlägen zu tun hat und wir nicht die gewünschten Ergebnisse realisieren konnten, schwand meine Begeisterung. Ich entschied mich, keinen Master anzuhängen und musste ganz neu nachdenken. Das war sehr schwer für mich – aber eine Tätigkeit im Lager des Mülheimer Handels brachte mich auf eine neue Leidenschaft – Logistik. Und eine Stellenausschreibung am MPI brachte mich mit dem Lager hier zusammen.
Was sind Deine Aufgaben am Institut und wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?
Doreen: Wir starten morgens mit der Lösemittelabfüllung. Täglich werden bis zu 200 l Aceton, Isopropanol und andere Lösemittel in Gebinden für das Laborhochhaus vorbereitet. Wir versorgen übrigens auch das MPI CEC – allerdings nur mit bis zu 100 l pro Jahr (schmunzelt). Dann kommen Anlieferungen von DHL, Air Liquide, Transoflex und es geht daran, die Chemikalien auszupacken und natürlich unsere Kunden zu bedienen. Besonders gern kümmere ich mich um den Probenversand. Hier ist sehr viel chemisches Fachwissen gefragt, das ich aus dem Studium mitbringe. Wir müssen genau wissen und dokumentieren, wie die unterschiedlichsten Gase und Feststoffe gehandhabt werden. Im Lager werden viele Proben abgegeben, bei denen die Forschenden selbst nicht genau wissen, was sie hergestellt haben – aber wir müssen die Verantwortung übernehmen, dass alles sicher verschickt wird. Hier werde ich mich noch tiefer einarbeiten und freue mich darauf, bald als offizielle Gefahrgutbeauftragte noch mehr Verantwortung zu übernehmen.
Was hat Dich bei Deiner Berufswahl beeinflusst? Gab es Vorbilder?
Doreen: Im Grunde hatte ich keine eindeutigen Vorbilder. Ich hatte bei der Berufswahl vielmehr eine klare Vorstellung davon, was ich nicht wollte. Wenn ich sah, wie Menschen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis unglücklich im Job waren, wusste ich, dass ich das auf keinen Fall wollte. Meinen Job hier am MPI habe ich mir gut ausgesucht. Ich bin sehr zufrieden und finde, dass wir hier eine tolle Basis haben, um gut und gleichberechtigt miteinander zu arbeiten.
Apropos Gleichstellung. Du bist ja stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte. Hast Du den Eindruck, dass es noch Dinge braucht, um ein gleichberechtigtes Arbeiten zu erreichen?
Doreen: Eine wichtige Sache hier am MPI, die ein gleichberechtigtes Arbeiten ermöglicht, ist meines Erachtens, dass wir uns nach den Regelungen des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TVöD) richten. Der Tarifvertrag gilt für alle Beschäftigten und kommt für alle Geschlechter gleich zur Anwendung. Das ist schon einmal eine gute Basis. Ansonsten sind wir im Lager absolut ausgewogen besetzt und es macht auch jeder alles, was bei den Aufgaben auch sinnvoll ist.
Wofür möchtest du dich im Gleichstellungsteam einsetzen?
Doreen: Wir sind noch in der Findungsphase und sprechen viel miteinander, um zu sehen, was wir wie machen möchten. Wir sind ja zuständig für die Gleichstellung der Geschlechter und ich finde es wichtig, erst einmal den Status Quo genauer zu analysieren. Wenn der Anteil an Frauen in höheren Positionen ab Postdoktorand immer geringer wird, möchte ich gern wissen, wie viele Frauen sich überhaupt bewerben. Frauen bewerben sich eher auf ausgeschriebene Stellen, aber das MPI schreibt die Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs oft nicht aus. Dies ist etwas, das ich mir noch einmal genauer ansehen möchte. Und parallel freuen wir uns, mit den Minerva Movie Nights ein Angebot für die Institutskultur wiederzubeleben und hoffen, dass es angenommen wird.
Was wünschst du Dir für das Institut?
Doreen: Ich wünsche mir, dass wir als Gleichstellungsbeauftragte zu einem guten Klima am Institut beitragen können. Mit Impulsen, Angeboten und unserer Arbeit. So paradox es klingt: wenn wir gar nicht so viele separate Angebote für Frauen benötigen, ist das in meinen Augen eigentlich ein gutes Zeichen dafür, dass sich Frauen und Männer am Institut gleichermaßen wohl fühlen.