Minervas Töchter und Söhne sind vielseitig
Das Aufgabengebiet von Markus Kochius umfasst Spektrometer, Peaks, Brandmelder und mehr...
In den vergangenen zwei Jahren haben wir euch regelmäßig Minervas Töchter, die Frauen in unserem Institut, vorgestellt. Nun ist es an der Zeit, auch Minervas Söhnen eine Bühne zu bieten. Wir beginnen mit Markus Kochius aus der Magnetischen Resonanzspektroskopie (NMR). Markus lebt in Mülheim und arbeitet schon fast sein halbes Leben am Institut. Der Laborant verbringt seinen Arbeitstag im Physikgebäude mit Spektrometern, Peaks und Strukturaufklärungen.

Aber das ist nicht alles. Neben der Arbeit in der NMR engagiert sich Markus Kochius im Betriebsrat, in der Hausfeuerwehr und als Sanitäter. Warum sich dies perfekt ergänzt, hat er uns im Minervas Söhne Interview erzählt.
Was hat Sie hierher geführt? Erzählen Sie uns von Ihrem Weg zur Kohlenforschung!
Markus Kochius: Ich habe mich schon in der Schule für Physik und Mathe interessiert und suchte für ein Schulpraktikum ein passendes Berufsfeld. So kam ich bei meiner Recherche auf das MPI für Kohlenforschung und absolvierte 2004 als Achtklässler ein Praktikum in der Elektronenmikroskopie. Das Schülerpraktikum in der Abteilung hat mir so gut gefallen, dass ich mein nächstes Praktikum wieder im MPI absolvierte und mich anschließend gleich für eine Ausbildung bewarb. Ich startete also mit 16 meine Ausbildung zum Physiklaborant und bin inzwischen seit gut 17 Jahren am Institut – also mein halbes Leben (schmunzelt).
Was sind Ihre Aufgaben am Institut und wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Markus: Nach meiner Ausbildung war eine Stelle in der NMR freigeworden und so landete ich im Team von Herrn Farès. Mein Arbeitstag startet damit, dass wir morgens die am Vortag gemessenen Daten referenzieren und den Auftraggebern zur Verfügung stellen. Des Weiteren sorgen wir dafür, dass unsere Magnete, die regelmäßig mit flüssigem Stickstoff und/oder flüssigem Helium betankt werden müssen, aufgefüllt werden. Das mache ich meist gemeinsam mit unserem Auszubildenden. Dann geht es am Rechner weiter mit der Analyse der gewonnenen Daten. Diese kann je nach Molekül schon mal viele Stunden oder auch mehr als einen Tag dauern. Bei komplexen Fragestellungen diskutieren wir unsere Interpretationen auch gern im Team. Schließlich ist es wichtig, dass unsere Kunden eine verlässliche Rückmeldung zu ihrem Strukturvorschlag erhalten, damit die Arbeit im Labor weitergehen kann. Die Auswertung einer NMR-Analyse erinnert manchmal an Sudoku, nur ohne Zahlen, dafür aber mit Peaks, Multiplets und Intensitäten.
Was hat Sie bei Ihrer Berufswahl beeinflusst? Gab es Vorbilder?
Markus: Für mich war das Schülerpraktikum in der achten Klasse der entscheidende Punkt. Die Arbeit in der Elektronenmikroskopie und das nette Team haben mir auf Anhieb so gut gefallen, dass für mich klar war, hier will ich meine Ausbildung machen. Und das habe ich auch nicht bereut, denn ich bin sehr zufrieden mit meinem Job. Ich mag das analytische Denken und finde es super, dass hier jeder Tag anders ist, weil wir immer neue Fragestellungen von den Forschenden bekommen.
Sie engagieren sich auch in der Hausfeuerwehr und als Sanitäter. Was sind dort Ihre Aufgaben?
Markus: Die Arbeit in der Hausfeuerwehr und mein Einsatz als Betriebssanitäter am MPI sind mir sehr wichtig. Als Sanitäter bin ich natürlich immer dann zur Stelle, wenn Erste Hilfe geleistet werden muss. Das ist bei uns gottseidank nicht so oft der Fall. In der Hausfeuerwehr haben wir Bereitschaft und üben regelmäßig den Ernstfall. Mein Engagement in der Hausfeuerwehr ergänzt sich perfekt mit meinem ehrenamtlichen Einsatz als stellvertretender Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr Mülheim an der Ruhr. Die bei der Freiwilligen Feuerwehr erworbenen Kenntnisse kann ich hier am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung gut bei der Hausfeuerwehr einbringen. Eine Win-Win Situation für beide Seiten. Ich helfe oder unterstütze gerne, wo Hilfe wirklich benötigt wird.
Wie empfinden Sie das Miteinander in der Kohlenforschung? Haben Sie den Eindruck, dass es noch Dinge braucht, um ein gleichberechtigtes Arbeiten zu erreichen?
Markus: In unserer Abteilung herrscht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen. Das Arbeitsklima ist sehr kollegial – alle ziehen an einem Strang, um die Projekte aus den Forschungsabteilungen bestmöglich zu unterstützen. Besonders schön finde ich, dass wir in den analytischen Abteilungen Maßnahmen eingeführt haben, die das Miteinander stärken. So feiern wir etwa jedes Jahr gemeinsam Weihnachten und veranstalten im Sommer ein Grillfest mit allen Kolleginnen und Kollegen aus der Analytik. Solche gemeinsamen Aktivitäten abseits des Arbeitsalltags sind aus meiner Sicht enorm wichtig – sie fördern nicht nur das Kennenlernen, sondern wirken sich auch positiv auf die tägliche Zusammenarbeit aus.
Anmerkung der Redaktion: Minerva ist die Göttin der Weisheit, Schutzgöttin der Handwerker, Dichter und Lehrer und galt auch als Göttin der taktischen Kriegsführung und des Kampfes. Mit Helm, einem nach unten zeigenden Speer und Wappenschild schmückte die kriegerische Tochter des Jupiter schon ab 1911 Publikationen und Briefpapier der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Seit 1926 wird sie als Markenzeichen der KWG genutzt, das sich bis heute gehalten hat. Die Göttin Minerva war in der Mythologie kinderlos. In den Max-Planck-Instituten ist sie die geistige Mutter der Mitarbeiterschaft. Mehr Informationen zur Geschicht der Minerva finden sich hier.