Neugier als Kompass
Minervas Töchter: Wie Petra Pikulová dem Ruf der Wissenschaft nach Mülheim folgte
Petra Pikulová ist Doktorandin in der Neese-Gruppe. Sie kam 2023 von der tschechischen Universität Brno an das Institut, wo sie neue Funktionen der Quantenchemie-Software ORCA entwickelt, die sie für ihre eigene Forschung im Bereich der theoretischen Spektroskopie nutzen möchte.
Im Interview erzählt uns Petra Pikulová, was sie nach Mülheim in die Gruppe von Prof. Dr. Frank Neese führte.
Was hat Sie hierhergeführt? Erzählen Sie uns von Ihrem Weg zur Kohlenforschung!
Petra Pikulová: Während meiner Masterarbeit habe ich mich mit der Berechnung von NMR- und EPR-Spektren beschäftigt und dabei unter anderem die Software ORCA verwendet. In diesem Zusammenhang interessierte ich mich für die Theorie und die Programmierung, die hinter einem solchen quantenchemischen Programm steckt, und wollte einen "Blick unter die Haube" werfen. Also bewarb ich mich um eine Doktorandenstelle in der Gruppe und Frank Neese hatte ein Projekt für mich.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Petra: Ich mag meine Kollegen und all die interessanten Diskussionen, ‚nerdigen‘ Ideen oder schrägen Witze, die aufkommen. Die Arbeitsatmosphäre ist wirklich nett bei uns. Ich glaube auch, dass ich hier sehr viel lernen kann. Und ich bin froh, dass meine Arbeit immer noch mit der Spektroskopie zu tun hat, auch wenn ich im Moment die meiste Zeit mit dem Programmieren verbringe.
Was sind Ihre beruflichen Ziele?
Petra: Ich arbeite gern wissenschaftlich. Im Moment konzentriere ich mich natürlich auf meine Promotion, und ich kann mir gut vorstellen, im akademischen Bereich zu bleiben. Für eine Quantenchemikerin wie mich könnte auch ein Job als Programmiererin eine Option sein, aber ich werde sehen, was passiert.
Was war bisher Ihr beruflich schwierigster Schritt?
Petra: Wahrscheinlich der Umzug nach Deutschland. Ich habe während meines Masterstudiums einen ERASMUS-Austausch in Finnland gemacht, aber das war nur für ein paar Monate. Eine Promotion im Ausland ist schon ein großer Schritt, aber ich hatte einen guten Grund, nach Mülheim zu kommen: mich hat meine Neugier getrieben. (lacht) Und ich wäre auch an jeden anderen Ort gegangen, um einfach der Wissenschaft zu folgen...
Haben Sie ein Vorbild?
Petra: Ich weiß nicht, ob ich "Vorbild" sagen würde, aber ich hatte das Glück, einige inspirierende Lehrer zu haben. In der Schule ermutigte uns unser Chemielehrer, an Chemiewettbewerben teilzunehmen. Ich glaube, da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass Wissenschaft etwas ist, das mich zum Nachdenken anregt und nicht nur zum Auswendiglernen. Meine Professorin für Quantenchemie an der Uni war auch eine sehr engagierte Lehrerin. Ich finde es wirklich toll, wenn jemand mit Begeisterung lehrt und das auch an junge Menschen weitergeben kann.
Welchen Rat würden Sie jungen Mädchen geben, die daran interessiert sind, in einer wissenschaftlichen Einrichtung zu arbeiten?
Petra: Neugier ist ein guter Kompass. Wer den Antrieb spürt, sollte es in der Wissenschaft versuchen. Es macht meines Erachtens sehr viel Spaß, wenn man ein Thema findet, das einen interessiert. Und man kann es ja ausprobieren. An der Uni hatten wir eine Gymnasiastin, die ein Praktikum in unserer Gruppe gemacht hat, was eine tolle Idee ist, um zu schauen, ob einem die Arbeit in der Chemie gefällt.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Was wäre das?
Petra: Vielleicht ein kleiner Wunsch für die Wissenschaft: Ich denke, es besteht immer die Gefahr, dass man sich zu sehr in den Wettbewerb stürzt. Ein bisschen davon ist gesund, aber ich finde, Wissenschaft sollte in erster Linie Spaß machen. Ich wünsche mir, dass wir manchmal entspannter miteinander umgehen und einander mehr vertrauen.