And the winner is… Neese erhält „Oscar“ der ACS
Frank Neese wird mit dem ACS Award in Inorganic Chemistry ausgezeichnet
Im Rahmen des ACS Spring Meetings in New Orleans ist Frank Neese, Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, jetzt mit dem ACS Award in Inorganic Chemistry ausgezeichnet worden. Für den Theoretiker ist das eine ganz besondere Ehre.
Konferenzen der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft, der American Chemical Society (ACS), sind enorm. Rund 30.000 Teilnehmende aus den USA und anderen Nationen kommen für mehrere Tage an einem Ort zusammen, um in zahlreichen parallel verlaufenden Sessions Vorträgen unterschiedlicher Disziplinen zu lauschen, über alle möglichen Aspekte der Chemie zu diskutieren und auch Preisverleihungen der ACS beizuwohnen. Im Rahmen des jüngsten ACS Meetings in New Orleans hat nun Prof. Frank Neese, Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, den „ACS Award in Inorganic Chemistry“ erhalten.
Das Besondere: In der Regel gehen diese Auszeichnungen an Forscher und Forscherinnen, die an einer amerikanischen Universität oder Forschungseinrichtung tätig sind. Seit Beginn der Auszeichnung in 1960 ging der Preis außer in die USA lediglich nach Australien (1x), England (3x) und Deutschland (2x). Interessanterweise gehörte auch Karl Wieghardt, früherer Direktor des MPI für Bioanorganische Chemie, zu den in Deutschland ansässigen Preisträgern.
72 nationale Preise in unterschiedlichen Kategorien hat die ACS in New Orleans verliehen. Im Rahmen einer zentralen Feierstunde werden dabei alle durch die Präsidentin auf die Bühne gerufen, um ihre Auszeichnung entgegenzunehmen. „Das ist ein kleines bisschen wie eine Oscarverleihung für Chemiker“, sagt Neese schmunzelnd.
Zu der Auszeichnung durch die ACS gehört außerdem, dass zusätzlich zu der Preisverleihung für die Geehrten ein festliches Symposium organisiert wird. Im Falle von Frank Neese bedeutete das: 16 Vertreter ziemlich unterschiedlicher Fachbereiche halten einen Vortrag. „Ich habe zunächst Biologie studiert und anschließend in der Anorganischen Chemie gearbeitet, bevor ich mich der Spektroskopie und schließlich der Theorie zugewandt habe“, sagt Neese. Die Beiträge bei seinem Symposium spiegelten diese wissenschaftliche Vielfalt durchaus wider.
„Fachwissenschaftler müssen mehr miteinander reden“
Der Dialog zwischen den unterschiedlichen Disziplinen innerhalb der Chemie – und auch darüber hinaus – ist Frank Neese durchaus ein Herzensanliegen: „Es gibt so viel parallele Expertise in den verschiedenen Teildisziplinen, die sich gegenseitig noch viel mehr befruchten könnten, wenn die Fachwissenschaftler mehr miteinander reden würden“. Im Falle der Theoretischen Chemie gibt es sehr große Überlappungen mit der Physik, der Mathematik und den Computerwissenschaften sowie natürlich mit allen Bereichen der Chemie, der Biochemie und den Materialwissenschaften. „Es ist mir wichtig, dass die Theoretische Chemie als erwachsenes und eigenständiges Forschungsgebiet wahrgenommen wird, dessen Agenda genau so viel aufregende Fragen enthält wie jedes andere Teilgebiet der Chemie, d.h. Theoretische Chemiker sind nicht nur Dienstleister für experimentell arbeitende Kollegen“ führ Neese aus.
Für Neese ist es daher eine besondere Ehre als erst der zweite Theoretische Chemiker eine Auszeichnung für das Fach der anorganischen Chemie zu erhalten. „Es zeigt wie offen diese wissenschaftliche Community für den Dialog zwischen Theorie und Experiment ist“ sagt er und „für mich gibt es in der Wissenschaft kein schöneres Erlebnis als gemeinsam spannende Probleme zu lösen, die keine von beiden Seiten alleine hätte ‚knacken‘ können“.