Karl-Ziegler-Gastprofessur 2024

Max-Planck-Institut für Kohlenforschung zeichnet Fluorchemikerin Véronique Gouverneur von der Universität Oxford aus
 

16. Mai 2024

Seit 1980 vergibt das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung seine höchste wissenschaftliche Auszeichnung, die Karl-Ziegler-Gastprofessur, an eine international anerkannte Forscherpersönlichkeit auf dem Gebiet der Chemie. Ausgezeichnet werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die auf ihrem Forschungsgebiet herausragende Beiträge geleistet haben und diese während eines mehrtägigen Besuchs am Institut vorstellen und mit den Mülheimer Katalyseforschern diskutieren.

Die diesjährige Karl-Ziegler-Gastprofessur geht an Professor Véronique Gouverneur. Die Belgierin ist eine führende Expertin auf dem Gebiet der Fluorchemie und hat derzeit die renommierte Waynflete-Professur für Chemie an der Universität Oxford inne. Gouverneurs Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung innovativer Synthesemethoden zur Herstellung komplexer fluorierter Moleküle, die in der Medizin und Diagnostik Anwendung finden. In jüngster Zeit widmet sich die Forscherin im Rahmen einer Ausgründung auch der Entwicklung nachhaltiger und sicherer Synthesewege für die Herstellung von Fluoriden, die als wichtige Grundchemikalien in etwa jedem vierten Medikament und moderner Batterietechnologie enthalten sind. In ihrem Festvortrag „Rethinking Fluorine Chemistry with Global Challenges in Mind” stellte Gouverneur den Mülheimer Forschern ihre verschiedenen Ansätze zur direkten Herstellung von Fluorchemikalien vor, die den globalen Herausforderungen der Dekarbonisierung und Ressourcenschonung Rechnung tragen und gleichzeitig die bisher für Fluorchemikalien gefährlichen Herstellungsschritte umgehen.

„Wir verleihen die Karl-Ziegler-Gastprofessur an Véronique Gouverneur in Anerkennung ihrer herausragenden Beiträge zu Strategien und Synthesen von fluorierten Molekülen für Anwendungen in den Material- und Biowissenschaften“, sagte der Geschäftsführende Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung, Prof. Dr. Frank Neese. Auch auf dem Gebiet der Radiochemie, insbesondere bei der Entwicklung von 18F-markierten Radiopharmaka für bildgebende Verfahren, habe die Gastprofessorin sehr nutzbringende Forschung geleistet und die Herstellung fortschrittlicher Radiotracer ermöglicht. „In der Wissenschaft ist es sehr wichtig, sich mit Forschenden aus anderen führenden Instituten auszutauschen und Ideen zu diskutieren“, so Neese. Véroniques kreative Forschung weise viele Ansätze zu den Themen des MPI auf, und er freue sich mit dem Kollegium auf die Diskussionen im kleinen und großen Kreis.

Über die Karl Ziegler-Gastprofessur

Die Karl-Ziegler-Gastprofessur soll an den Pionier der Kunststoffherstellung und langjährigen Institutsdirektor Prof. Dr. Karl Ziegler erinnern. Ziegler erhielt 1963 zusammen mit Giulio Natta den Nobelpreis für Chemie und trug mit dieser herausragenden Erfindung wesentlich zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung bei. Nach seinem Tod 1978 richtete die Familie einen Fonds zur Finanzierung der Karl-Ziegler-Gastprofessur ein. Inzwischen waren mehr als 33 Koryphäen der Chemie in Mülheim zu Gast, einige von ihnen sind heute selbst Nobelpreisträger.

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