Zurück in Deutschland – als Karl Ziegler Gastprofessor 2025

Yale Professor Craig M. Crews besuchte Mülheim anlässlich der Ziegler Lecture

14. Mai 2025

Professor Craig M. Crews wurde mit der Karl-Ziegler-Gastprofessur geehrt, der höchsten Auszeichnung des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung. Während seines Aufenthalts in Mülheim bot er nicht nur wissenschaftliche Einblicke, sondern teilte auch seine Erfahrungen aus früheren Forschungsaufenthalten in Deutschland und kam mit den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts ins Gespräch.

Crews ist in vielerlei Hinsicht ein Grenzgänger. Seine Forschung zu PROTACs (Proteolysis Targeting Chimeras), einer neuartigen Klasse von Wirkstoffen, die krankheitsverursachende Proteine in der Zelle gezielt abbauen, stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Entwicklung neuer Medikamente dar. Gleichzeitig bewegt er sich an der Schnittstelle von Chemie und Biologie, Grundlagenforschung und Anwendung – sowie zwischen den USA, Deutschland und Europa.

In der ersten Vorlesung am Montag sprach Crews über das, was ihn antreibt, und seinen Bezug zu Deutschland: „Als Sohn eines NASA-Forschers und einer Bibliothekarin war mir Neugier in die Wiege gelegt. Und der Chemiebaukasten im Kinderzimmer war immer dabei“, so Crews. Die Frage, wie sich biochemische Prozesse besser verstehen und Krankheiten gezielter behandeln lassen, rückte für ihn in den Mittelpunkt, als sein Vater an Alzheimer erkrankte und schließlich verstarb. Während seines Chemiestudiums in Virginia ermöglichte ihm ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes einen Aufenthalt in Tübingen Mitte der 1980er Jahre, eine Zeit, die ihn nachhaltig geprägt hat, wie er betont: „Ich habe in einer WG gewohnt und bis heute existieren viele gute Kontakte nach Deutschland. Daher ist es mir eine besondere Ehre, hier in Mülheim die Ziegler Lecture halten zu dürfen.“

Am Dienstag folgten die feierliche Award Lecture und die offizielle Ehrung durch den geschäftsführenden Institutsdirektor Prof. Frank Neese vor rund 200 Gästen aus dem Institut und umliegenden Universitäten. In seinem Vortrag schilderte Crews, wie die ersten PROTAC-Moleküle Anfang der 2000er Jahre zunächst kaum mehr waren als ein Machbarkeitsbeweis und wie sich aus dieser Idee ein neues Forschungsfeld mit heute über 100 Start-ups und mehr als 80 PROTACs in klinischen Studien entwickelte. Crews machte deutlich, wie sich die Grenzen zwischen Grundlagenforschung und Anwendung überwinden lassen, um Krankheiten wirksamer zu bekämpfen und das Leben vieler Menschen zu verbessern. Eine spannende Vita zwischen Chemie und Biologie sowie erfolgreichen Unternehmen, die sich der Herstellung von PROTACS widmen, das ist die Bilanz des zweitägigen Besuchs, der von bestem Maiwetter begleitet war. „Die Ziegler-Lecture ist das Highlight des akademischen Jahres am MPI für Kohlenforschung und die Wahl des diesjährigen Lecturers hätte nicht besser sein können“, so Neese. In 2026 wird Professor Satoshi Maeda von der Hokkaido University das Institut als Karl Ziegler Lecturer besuchen. Ein Termin ist noch nicht festgelegt.

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