Frauen in der Wissenschaft zeigen Gesicht

Internationaler Weltfrauentag am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung

8. März 2022

Anlässlich des internationalen Weltfrauentags verraten einige Kolleginnen, was sie an ihrer Arbeit lieben. Sie sprechen aber auch darüber, was sich verändern muss, damit noch mehr Frauen den Weg in die Wissenschaft finden. 

Eva Maria Wara Alvarez Pari

„Ich liebe meinen Job, weil es eben nicht einfach nur ein Job ist. Die Arbeit ermöglicht es mir auf die allerschönste Art und Weise, meine Neugier zu befriedigen. Mir steht es frei, Dinge außerhalb meines Erfahrungshorizonts zu erkunden.

Ich denke, Frauen in der Wissenschaft sollten ernst genommen und nicht unterschätzt werden. Es wird Zeit, Stereotypen aufzubrechen. Mädchen wollen nicht nur einfach Spaß haben. Sie wollen Spaß bei der Arbeit haben, im Labor, in der Forschung.“

Verena Schultz-Coulon

„Mich begeistert das ständig Neue, das Suchen nach Möglichkeiten und das Finden neuer Wege. Routine ist für mich kontraproduktiv.

Es muss ein Kulturwandel stattfinden in Bezug zur Definition, was eine*n gute*n Wissenschaftler*in ausmacht: die bloße Reduktion auf Kennzahlen z.B. Drittmittelquote/ Publikationen pro Jahr wird der Wertigkeit dieser Profession für die Gesellschaft nicht gerecht. Es sollte selbstverständlich und akzeptiert sein, auch in der Wissenschaft, dass die zur Verfügung stehende Zeit individuell zwischen Familie und Wissenschaft aufgeteilt wird. Im Laufe eines Wissenschaftlerlebens verändern sich dann einfach nur die Gewichtungen.“

Antonia Boix

„Wenn man in einem wissenschaftlichen Bereich arbeitet, lernt man jeden Tag etwas Neues. Es gibt nicht die eine Lösung, die schon immer funktioniert hat, man muss knobeln und kreativ sein, um sich dem immer neuen Wissen anzupassen und nicht auf der Stelle stehen zu bleiben.

Ich bin der Meinung, dass Veranstaltungen wie der „Girls‘ Day“ weiter gefördert werden sollten und MINT-Fächer eine wichtigere Rolle an den Schulen spielen sollten. Gleichzeitig glaube ich, dass man weiter positive weibliche Vorbilder für junge Mädchen in der Wissenschaft fördern muss.“

Marian Guillen

„Ich liebe es, den Dingen auf den Grund zu gehen. Insbesondere dann, wenn man das neue Wissen nutzen kann, um anderen zu helfen. Jeder von uns möchte sich nützlich fühlen und etwas zum Wohle der Gesellschaft beitragen.

Ich denke, es ist essentiell, weibliche Vorbilder zu haben. Ob in den Medien, in Schulen oder in Wissenschaftseinrichtungen: Wir müssen Frauen sichtbar machen, um die sogenannte „gläserne Decke“ zu durchbrechen. Beispielsweise liegt der Frauenanteil bei Gruppenleitern an unserem Institut aktuell bei 12 Prozent, und die Direktoren sind ausschließlich Männer. Dass es an solchen Stellen kaum Frauen gibt, kann dazu führen, dass junge Mädchen denken, sie gehörten dort nicht hin. Auch wenn es in den vergangenen Jahren bereits Fortschritte gegeben hat, ist es immer noch schwierig, die Schwachpunkte in unserem sexistischen System auszumachen und sie zu beseitigen. Ich glaube, dass wir - ähnlich wie in der Sicherheitsunterweisung - feministische Kurse brauchen, um das Bewusstsein für diese Problematik zu schärfen und gemeinsam Verbesserungen zu erzielen.“ 

Xiaoran Liu

„Was ich an meinem Job liebe? Die Offenheit in der Wissenschaft befriedigt meine universelle Neugier.

Es sollte uns darum gehen, eine Umgebung zu schaffen, die für alle erstrebenswert ist, nicht nur für Frauen. Über Gleichstellung und auch Sexismus sollte offen gesprochen werden, damit Menschen sich der Ungerechtigkeiten um sie herum bewusstwerden. Es sollte mehr unternommen werden, um weibliche Doktoranden, Auszubildende und andere wissenschaftliche Mitarbeiter einzustellen – auch Direktorinnen.“

Silvia Palm

„Ich habe mich für einen Job in der Wissenschaft entschieden, weil ich mich sehr dafür interessiere, neue Dinge kennenzulernen und zu erforschen. Ich arbeite schon lange in der Analytik und bin immer noch neugierig. Ich finde es weiterhin spannend, welche neuen Verbindungen/ Materialien entstehen und ich bin immer noch optimistisch, dass mit guter Forschung die Welt verbessert werden kann, auch im Sinne von Louis Pasteur: „Ich glaube unbedingt daran, dass Wissenschaft und Friede schließlich über Unwissenheit und Krieg triumphieren und die Völker der Erde übereinkommen werden, nicht zu zerstören, sondern aufzubauen.

Ich kann es eigentlich nicht verstehen, warum Mädchen sich nicht häufiger für die Wissenschaft entscheiden. Mich hatte es in der Schule begeistert, Versuche zu machen, Reaktionen zu beobachten und daraus Schlüsse zu ziehen. Vielleicht sollte also bereits in den Schulen ein besseres Angebot an Naturwissenschaften gemacht werden: mehr begeisternder Unterricht in Physik, Biologie und Chemie! Lehrer, die nicht inspirieren, betreffen Mädchen und Jungen natürlich gleichermaßen. Ein familienfreundlicheres Umfeld in der Wissenschaft allgemein und mehr weibliche Vorbilder in Leitungsfunktionen würde natürlich auch zu einer höheren Frauenquote führen – wie vermutlich in jedem Arbeitsbereich.“

Roberta Properzi

„Ich liebe es, dass meine Arbeit meinen Horizont erweitert. Ich liebe es, wie mich meine Arbeit dazu ermutigt, nach Sinnhaftigkeit in meinem Tun zu streben. Außerdem liebe ich es, dass wir nach einem erfolgreichen Projekt gemeinsam mit Pizza und Champagner feiern.

Auch wenn es viele gute Nachrichten über Frauen in der Wissenschaft gibt, reicht es nicht einfach aus, weibliche Kollegen zu suchen. Zu allererst ist es wichtig, Vorurteile abzubauen – auf allen Ebenen und gegenüber allen Geschlechtern. Darüber hinaus sollte aktiv eine höhere Zahl von Frauen und anderen geschlechtlichen Minderheiten eingestellt werden. Das würde die Chancen auf dem Spielfeld erhöhen und würde immer noch sicherstellen, dass nur die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Zuge kommen. Denn Frauen sind ausdauernd, kompetent, kompetitiv und sind zielstrebig – genau wie Männer.“

Constanze Neumann

„Ich liebe meinen Job, weil ich die Möglichkeit habe, den Fragen auf den Grund zu gehen, für die ich brenne – und das mit Kolleginnen und Kollegen mit ganz unterschiedlichem Hintergrund.

Ich glaube, es ist wichtig, mehr Tenure Track-Positionen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu schaffen. Denn langfristige Karriereperspektiven sind essentiell, um Frauen und unterrepräsentierte Minderheiten in der Wissenschaft zu halten.“

Laila Sahraoui

„Wissenschaft bedeutet, jeden Tag etwas Neues zu erfahren. Man schaut sich Dinge an, die noch keiner so angeschaut hat und versucht dies dann mit der ganzen Welt zu teilen. Wissenschaft ist nicht immer ein gerader Weg. Er ist verzweigt und sicherlich ist auch mal eine Sackgasse dabei. Aber dann stellt man ein Schild auf, damit niemand sonst in diese Sackgasse läuft.

Man darf nicht denken, alle Forscher seien Männer, nur, weil es dieses Klischee vom „verrückten alten Professor“ gibt. Girls‘ Day und Praktika werden von vielen Mädchen genutzt, also scheint ein Interesse da zu sein. Wissenschaft ist etwas, was man auf jeden Fall bis an sein Lebensende machen kann, ohne dass es langweilig wird.“

Claudia Weidenthaler

„Wissenschaft bedeutet für mich vor allem Kreativität, Neugier, Spannung und – am allerwichtigsten – Freiheit.

Ich hoffe, dass eines Tages die gleichen Maßstäbe angesetzt werden, um die Arbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu beurteilen – egal, welchen Geschlechts sie sind, welcher Nationalität sie angehören und welche Hautfarbe sie haben.“

Zur Redakteursansicht